Zwischen dem Mittelmeer und dem Golf von Biscaya liegend, steht das über 400 km breite spanisch/französische Grenzgebirge wie eine Mauer zwischen beiden Ländern und bildet ein riesiges Hindernis für Handel und Verkehr. Seine Überquerung war früher immer mit sehr großem Aufwand verbunden. Dies gilt auch heute noch, wenn man die Pyrenäen auf Schusters Rappen oder auf dem Drahtesel überschreiten wollte.
Die Pyrenäen sind auf dem Landweg von Deutschland so weit entfernt, dass sich ihr Besuch für einen deutschen Bergfreund nicht wie von selbst ergibt. Die Alpen liegen einfach näher. Sie sind dazu größer und höher. Ihr Zugang ist für die meisten Deutschen auch kulturell, sprachlich leichter.
Dennoch bieten die Pyrenäen dem Neugierigen ein paar gute Gründe für eine
Visite:
Einmal sind sie viel dünner besiedelt als die Alpen. So beträgt die
Bevölkerungsdichte im Départment Ariège in der Mitte des Gebirges etwa 28 Einwohner pro Quadratkilometer,
in der Provinz Alto Adige/Trentino jedoch circa 65. Auf der spanischen Seite der
Pyrenäen ist sie noch geringer. Durch die Abwanderung der jungen Bevölkerung in die Städte sind manche Täler
heute nur noch von wenigen, alten Menschen bewohnt. Viele landwirtschaftliche
Betriebe wurden aufgegeben und die Natur erobert sich inzwischen das vormals von
Bauern genutzte Terrain wieder zurück. Eine unberührte Wildnis breitet
sich aus mit einer reichhaltigen Flora und Fauna.
Schließlich ist das Klima wegen der Südlage insgesamt milder als in den Alpen.
Deshalb besteht sowohl früher im Sommer, ab Juni, als auch später im Herbst, bis Oktober, eine
erste/letzte Gelegenheit für eine Hochtour.
Die Jahresniederschlagsmenge sinkt von West (P-Occidentale, ca. 1.300mm) nach
Ost (P-Orientale, 650mm) und erreicht ihr Maximum im Frühjahr (1/3 der
Gesamtmenge).
Der Tourismus beschränkt sich weitgehend auf die beiden Sommermonate Juli und August, sowie die französische Winterferienzeit im Februar. Doch auch dann erreicht er nicht die Dimension wie in den Alpen. Es wird unterwegs noch öfter vorkommen, dass man zwar eine Gämse sieht, aber keinen weiteren Wanderer trifft.
Auch in den Pyrenäen kann viel Bergsport betrieben werden, ob Canyoning, Klettern, Skifahren, Gleitschirmfliegen etc. Doch ist dieses Gebirge insgesamt weniger erschlossen und zur allgemeinen Spielwiese für die abenteuerlustigen Städter geworden wie zahlreiche Gebiete in den Alpen.
Generell ist der Qualitätsstandard der Tourismusinfrastruktur nicht ganz so hoch wie in den Alpen von D/A/CH/ITA. Doch wer auf seine Ansprüche nach Perfektionismus einmal verzichten kann, wird in den Pyrenäen einen einfachen, naturnahen Urlaub mit Genuss verbringen.
Auch wenn sich die fundamentalen Lebensbedingungen der Bewohner der Alpen und Pyrenäen ähneln, so fallen doch einige Unterschiede auf. In den französischen Pyrenäen wird man viel seltener Heiligenbilder und Madonnen am Wegesrand finden als in Italien oder Austria. Einem Besucher begegnen die Menschen in den Pyrenäen mit distanzierter Gleichgültigkeit. Die spontane Freundlichkeit mancher Italiener beispielsweise darf man dort nicht erwarten. Außerdem begegnet so mancher Landwirt in den Pyrenäen dem Tourismus mit Ablehnung. Die Jagd ist ein großes Vergnügen eines (fast ausschließlich männlichen) Teils der Südfranzosen. An einem schönen Wochenende während der Jagdsaison fallen viele Jäger mit Off-Road Fahrzeugen in die Wälder ein und machen sie besonders in den Morgenstunden unsicher.
In der Regel sind die Wanderwege und Anstiege in den Pyrenäen weniger frequentiert. Markierungen sind nur sparsam gesetzt oder fehlen völlig. Mancher Wegverlauf erscheint unklar. Deshalb ist gutes Kartenmaterial hier noch wichtiger und manchmal wird guter Orientierungssinn verlangt. Die Karten des Institut Géographique National (IGN) sind dabei ein sehr zuverlässiger Begleiter. Die Anzahl der bewirtschafteten Berghütten ist klein. Sie bieten meist deutlich weniger Komfort als jene in den Alpen. Manche einfache Schutzhütte ist im Sommer von Schafhirten belegt.
Im Sommer wird es auch im Hochgebirge (besonders auf der Südseite und in den Pyrénées-Orientales) sehr heiß. Und obwohl sich in den Pyrenäen neben Staubecken auch viele natürliche Bergseen finden (der größte ist der Lac de Lanoux und misst etwa 84 Hektar), ist deshalb bei allen Wanderungen ausreichender Wasservorrat unverzichtbar lebensnotwendig.
Ein mitentscheidender Faktor bei allen Bergtouren ist das Wetter. Hier eine Website für die Wetterlage in Frankreich und den französischen Pyrenäen: Pyrenäen Wetter
Wer eine Besteigung des Aneto plant, des höchsten Bergs der Pyrenäen, dabei
den Normalweg beschreiten möchte und von Frankreich aus das Maladeta-Massiv
ansteuert, wird sich überlegen müssen, ob die dafür nötige lange Anfahrt rund um
diesen Bergstock nicht vermieden werden sollte.
Von der spanischen Grenze an der N125 hinter Fos bis zum Parkplatz am Fuß des
Aneto hinter Benasque sind es immerhin etwa 120km mit Tunnelpassage und einer
ohne Zweifel reizvollen Streckenführung ab Kreuzung N230/ N260.
Eine mögliche, attraktive Alternative wäre die Auffahrt von Bagnères-de-Luchon
auf einer Asphaltstrasse zum Hospice de France auf 1.385m, kurz vor der spanischen
Grenze liegend. Dort findet sich am Ende der Strasse ein Parkplatz.
Der einfachste Weg zum Gebiet des Aneto führt vom Hospice de France über den Port de Venasque (2.448m). Er passiert die gleichnamige, an einem Bergsee gelegene CAF-Hütte auf 2.239m nach etwa 2.5 Std. Ende dieser Saison war der Hüttenwirt etwas mürrisch. Vielleicht hatte ihm die Einsamkeit der vergangenen Tage auf den Magen und das Geschäft geschlagen. Im Juli, August, während der Hauptreisezeit der Franzosen, herrscht hier für gewöhnlich viel Trubel.
Von der Hütte aus ergibt sich bereits ein eindrucksvoller Blick auf den Pass, der
zwischen den Felsen hindurchführt und über einen im Finale steilen Pfad in
Spitzkehren nach etwa 45min erreicht wird.
Noch besser ist allerdings der grandiose Blick, der sich hinter der Scharte
eröffnet. Obwohl bereits auf über 2.400m Höhe wirkt das Maladeta-Massivs und sein
Gletscher sehr hoch und mächtig. Zweifel könnten aufkommen, ob man das Dach der
Pyrenäen wirklich erreichen wird.
Im Bann des Pyrenäenkönigs folgt nun erst einmal ein unvermeidlicher Abstieg, vorbei an einigen Ruinen
hinunter ins Tal auf etwa 1.880m. Auf dem nur mehr spärlich bewachsenen Estany-Talboden –
die Baumgrenze liegt hier etwa zwischen 2.000m und 2.100m - am
Ende der aus Benasque kommenden Piste beginnt der Normalanstieg. Dort findet
sich zudem ein wilder Campingplatz. In südlicher Richtung auf der Ostseite eines
Taleinschnitts geht es hinauf zur Rifugio de la Renclusa, dem letzten Stützpunkt
vor der Besteigung des Aneto. Nach etwa 45min wird die Berghütte auf 2.140m
erreicht.
Ende September war sie noch geöffnet, es gab genügend freie Schlafplätze und ein
warmes Abendessen obendrein. Außerdem besteht dort die Möglichkeit, sich einfache
Steigeisen zu leihen für die Überquerung des Aneto-Gletschers.
Gesamt: 1.900 Hm, 5 Std.
Wer genug Zeit mitgebracht hat oder sich vor der anstrengenden Hochtour auf
den Aneto noch etwas Kondition holen möchte, dem bietet sich mit dem Pic de
Paderna (2.621m) ein aussichtsreiches Gipfelziel, das in einem halben Tag
bewältigt werden kann.
Von der Refugio aus wirkt der Berg ziemlich abweisend. Doch der gewöhnliche
Anstiegsweg leitet über seine von dort nicht sichtbare, nur mäßig geneigte
Südwestflanke und erfordert allein einen kleinen Umweg. Er ist nur
sporadisch durch Steinmännchen markiert, aber der Landschaftsaufbau ist in
diesem Fall ein sicherer Führer. Man folgt einfach von der Berghütte Richtung
Westen einer ausgedehnten Bachrinne, vorbei an einem kleinen Bergsee, in einen
Talschluß. Dort geht es kurz steiler bergan auf eine breite Anhöhe. Hier
ergibt sich rechter Hand Richtung Nordosten der weitere Aufstieg fast wie von selbst,
obwohl nun ein klarer Wegverlauf kaum erkennbar ist. Der zu einer ausgiebigen
Rast einladende Gipfel erlaubt einen fulminanten Rundblick, mit dem Pic de la
Maladeta im Süden, mit dem tief unten liegenden Estany-Talboden im Norden und
dahinterliegend auf den Grenzkamm nach Frankreich.
Gesamt: 1.000 Hm, 4 Std.
Morgens zwischen 5 und 6 Uhr ist allgemeine Aufbruchzeit. Einige starten sogar noch früher, manche auch deutlich später. Zwei Aufstiegsvarianten bestehen: entweder über den unteren (2.745m) oder oberen (2.908m) Portillon (Engpass). Beide Felsdurchbrüche erlauben die unschwierige Überschreitung der Cresta (Kamm) de los Portillones.
Beim ersten Mal ist der richtige Weg
im Aufstieg zu einer der beiden Engstellen nur schwer zu finden, hin und wieder stehen einige Steinmänner herum.
Wer den richtigen Weg verfehlt landet dann möglicherweise auf dem Kamm selbst.
Dieser erlaubt an klaren Tagen einen ersten Blick auf Gletscher und Gipfel.
Allerdings ist seine Traversierung stellenweise ausgesetzt und nicht einfach.
Vom oberen Portillon fällt im Geröll ein Steig zunächst kurz steil ab. In der
Folge überquert man einen mit vielen groben Felsblöcken übersäten, nur leicht geneigten,
breiten Hang bis zum Beginn des Gletschers. Auch dieser besitzt nur ein
geringes Gefälle, weniger als beispielsweise beim Gran Paradiso. Erst zum
Schluss angesichts der Gipfelfelsen wird er steiler. Die letzten Schritte zum
metallenen Gipfelkreuz bieten etwas Kletterei, besonders die kurze, schmale ‚Brücke
Mohameds’ verlangt Schwindelfreiheit. Hier stürzt der Fels links und rechts
viele, viele Meter lotrecht hinab. Neben dem geschmückten Gipfelkreuz ist dann
aber ausreichend Platz für eine Pause. Trotz der Südlage können hier bei
Unwettern auch im Hochsommer Temperaturen von minus 10 Grad erreicht werden.
Auf dem Rückweg hinter dem oberen Portillon sind die Steige dann leichter zu finden. So müsste man nicht notwendigerweise parallel unterhalb des Kamms zunächst zum unteren Engpass absteigen. Möglich wäre auch der direkte Abstieg geradeaus über das vor einem ausgebreitet liegende Geröllfeld bis hinunter an einen ausgetrockneten Bachlauf. Diesem folgt man dann in nördlicher Richtung zurück zur Refugio de la Renclusa.
Gesamt: 2.600 Hm, 9-10 Std.
Fazit: eine lange, eindrucksvolle Tour auf den höchsten Punkt der Pyrenäen durch eine karge, wilde Hochgebirgslandschaft. Sie kann von jedem trittsicheren, erfahrenen Bergwanderer bewältigt werden. Die Begehung des Aneto-Gletschers stellt bei entsprechender Umsicht und vorteilhafter Wetterlage keine besonderen Anforderungen an das bergsteigerische Können.
Saison von Juli bis September.
Kartenmaterial:
Geògraf Salvador Llobet, 1:25.000, Blatt Maladeta, Aneto.
IGN, 1:50.000, Blatt 23, Aneto-Posets
Im Pyrenäen-Départment Ariège hat der Mont Valier, obwohl dort nicht der höchste Gipfel und kein Dreitausender einen legendären Ruf. Dies liegt einmal an seiner markanten Form, die von weit her erkannt wird und an seiner beeindruckenden, mächtigen Ostwand, die als eine der höchsten in diesem Gebirge gilt. Der Mont Valier bildet den Mittelpunkt des nach ihm benannten Schutzgebiets, das bereits 1937 eingerichtet wurde und 9.000 ha umfasst.
Von der Westseite aus ist dieser Berg in einer anstrengenden Bergwanderung, doch technisch einfach bezwingbar. So soll bereits im 5.Jh der Bischof des Couserans, Valerius, auf dem Gipfel gestanden haben und darum auch sein Name. Die Anfahrt erfolgt durch das Riberot-Tal über eine schmale Strasse, die unvermittelt links von der aus Castillon-en-Couserans kommenden D4 abzweigt. Nach etwa 7 Km wird der neue, große Parkplatz am Pla de la Lau (etwa 950m) erreicht. Von dort sind es noch ca. 1.500m über einen Karrenweg bis zum alten Wendepunkt im Talschluss.
Unter Bäumen beginnt nun ein angenehmer, markierter, teils schattiger Wanderweg, der dem Riberot folgt und ihn an einigen Stellen mittels Steg überquert. Nach einer guten Stunde werden die Nerech-Wasserfälle (1.350m) erreicht, die in ein kleines Becken am Fuß der Felsen springen. Nun geht es steiler links des Wasserfalls in eine gut gestufte, teilweise grasige Wand hinein, die 200m höher einen Blick auf einem zweiten Wasserfall erlaubt. Im Hochwinter bildet dieser Abschnitt eine ernste Barriere, da der Weg zwischen diesen beiden Wasserfällen häufig mit dickem Blankeis bedeckt ist.
Oberhalb des zweiten Wasserfalls wird es deutlich flacher und nach rund 3 Std. wird die kleine, einfache, immer offene Cabane (Hütte) des Caoussis auf 1.859m erreicht. Hier teilt sich der Weg. Links geht es den Hang hinauf zum Refuge des Estagnous, rechts geht es hinab zu den Étangs (Teiche) Rond und Long. Beide lassen sich vom Pfad zur Estagnous-Schutzhütte erblicken. Diese liegt in 2.245m Höhe und wird nach 4 Std. erreicht. Sie wurde erst vor einigen Jahren vergrößert, ist normalerweise vom 1/07 bis 15/09 bewirtschaftet und bietet Schlafplätze für 70 Personen.
Dahinter beginnt der
Schlussanstieg zum Gipfel. Er führt durch ein Kar und über einen Hang, die beide
Anfang Juni 2001 noch mit einer dicken Schneeschicht bedeckt waren. Im weiteren
Verlauf führt der Pfad in einem Linksbogen über einige steilere, luftigere
Passagen zum Col Faustin (2.653m), der als Zwischenziel schon von der Refuge des
Estagnous leicht ausgemacht werden kann. Dieser Pass erlaubt einen tiefen Blick
in die imposante Ostwand des Mont Valier. Von hier sind es zwar nurmehr 200
unschwierige Höhenmeter bis zur Spitze, aber nach den gerade zurückgelegten
1.700 Hm können die dennoch beschwerlich werden.
Aufstiegszeit Total: 6 Std.
Der Gipfel selbst ist eigentlich nicht besonders eindrucksvoll, ein Teil des
Gipfelgrats war Anfang Juni noch schneebedeckt, doch der Blick kann ungehindert
in drei Himmelsrichtungen ins Tal schweifen. Allein nach Süden verhindert der
nur wenig niedrigere Grenzkamm einen Blick in Spaniens Täler.
Einmal oben wäre als Rückweg für trittsichere Wegfinder auch die Variante
über den breiten Grat Richtung Westen möglich. Wenn man sich im Abstieg in
südwestlicher Richtung hält, gibt es immer wieder die Möglichkeit unangenehmen
Felspassagen auszuweichen und bald hat man auch auf diese Weise den Refuge des
Estagnous wieder im Blick.
Übrigens wurde vor einigen Jahren nicht weit von dieser Berghütte entfernt ein Klettersteig eingerichtet. Weitere Details dazu sind über eine in der Linkliste aufgeführte Website abrufbar.
Fazit: Der Mont Valier ist über den Normalweg als technisch einfacher, lohnender Aussichtspunkt, ein attraktives Ziel und deshalb in den Monaten Juli/ August ziemlich überlaufen. Im September wird es ruhiger und bis Ende Oktober kann eine Besteigung dank der Südlage oft noch angegangen werden. Allerdings sind 3.800 Höhenmeter an einem Tag nicht leicht zu schaffen. Zeitbedarf für Auf- und Abstieg zusammen 11 bis 12 Std. Wer dabei etwas Glück hat, kann zudem unterwegs Gämsen beobachten.
Kartenmaterial:
IGN, 1:50.000, Pyrénées Blatt 6.
Start der Eroberung des Crabère in einer Tagesetappe erfolgt üblicherweise an der Häuseransammlung Frechendech (850m). Sie wird über eine schmale, geteerte Strasse erreicht, die ca. 1.500m hinter Sentein bei Le Pont rechts abzweigt. Am Ende dieser Strasse neben dem letzten Gebäude des Weilers befindet sich ein kleiner Parkplatz für nur wenige Autos.
Gleich dahinter beginnt der hier noch ausreichend markierte Fußweg, der anfangs rechtsseitig eines kleinen Bachs verläuft und diesen nach 20min überquert. Im weiteren Verlauf verbleibt man lange im Wald auf der Nordwestseite eines Berg und ist somit vorerst nicht der hier im Sommer oft stechenden Sonne ausgesetzt. Nach einer halben Stunde wird der Abzweig zur Chapelle de l’Isard erreicht, einer schmucklosen, niedrigen Bergkapelle in einfacher Bauweise, die umgeben von Rasen ein angenehmer Pausenort sein könnte (etwa 20min von der Kreuzung).
Doch der Hauptweg zum Crabère führt geradeaus weiter zur Cabane d’Illau (1.450m, 2 Std). Erst kurz davor tritt man aus dem zunehmend lichter werdenden Wald heraus. In der Folge hat man die Sonne bis zum Gipfel im Gesicht und ununterbrochenes Schwitzen ist garantiert.
Nächstes Zwischenziel
ist der l’Étang (Teich) d’Arraing. Deutlich steiler und in zahlreichen Kehren leitet der Weg nun in eine Wand und
über Felsstufen hinauf zur Cabane de l’Étang d’Arraing, einer kleinen Schutzhütte mit ein paar Schlafplätzen,
die allerdings im Hochsommer geschlossen ist, da sich unweit davon die
bewirtschaftete, große Refuge de l’Étang d’Arraing befindet. Zwischen beiden
Hütten liegt nur wenig mehr als die Staumauer des großen Sees, über die auch
der Zugang zur Refuge erfolgt. Diese wird nach etwa 3.5-4 Std. auf 1.950m Höhe
erreicht. Hier besteht außerdem die letzte Möglichkeit, die Wasservorräte für
den Anstieg auf den Gipfel aufzufüllen.
Hinter dem Étang ragt der Crabère empor und der weitere Wegverlauf lässt sich erahnen. So geht es denn auch zunächst in westlicher Richtung mäßig ansteigend zum Col d’Aueran (2.176m, 4.5-5 Std). Dieses Teilstück gehört übrigens zum GR10, einem Weitwanderweg durch die Pyrenäen vom Mittelmeer bis an den Atlantik.
Auf dem Pass zweigt ein Pfad links ab, der über einen breiten Kamm Richtung Süden direkt auf den Crabère zielt. Zunächst leicht geneigt, wird der schmale Weg immer steiler und windet sich in Kurven über Geröll und einige schüttere Vegetationsreste der Gipfelkuppe entgegen, die an deren sonnenabgewandter Nordostseite Ende Mai noch mit Schnee bedeckt sein kann. Der Gipfel selbst macht nicht viel her, aber die Aussicht ist fantastisch. Man befindet sich hier oben auf der fr./span. Grenze und genießt so einen ungehinderten Blick in die wenig bewachsenen, trockenen, einsamen spanischen Pyrenäen. Weit schweift das Auge hinüber zum Aneto und seinem Gletscher, im Südosten in direkter Nachbarschaft zum Pic de Maubermé (2.880m), sowie dahinter, links versetzt zum Mail de Bulard (2.750m) und mehr im Osten zum Mont Valier (2.838m).
Gehzeit: ca. 10-11 Std.
Fazit: Der Crabère ist ein idealer Aussichtspunkt mit einem für eine Tagesetappe allerdings langen Anstiegsweg (3.600 Hm insgesamt), dessen physische Herausforderungen im letzten Stück liegen, mit der hier häufig prallen Sonne immer im Gesicht. Ein Aufbruch möglichst früh am Morgen ist deshalb besonders vorteilhaft. Auch außerhalb der Bewirtschaftungszeiten (Jun-Sep) ist die Berghütte am Étang mit Winterraum und Terrasse ein angenehmes Zwischenziel vor dem anstrengenden Gipfelanstieg.
Kartenmaterial:
IGN, 1:50.000, Pyrénées Blatt 6.
Wunderschöner Aussichtsberg am Rand des Naturparks Cadi-Moxeiro in den einsamen, katalonischen Pyrenäen gelegen. Luftlinie ungefähr 36 Km von Andorra und 100 Km von Barcelona entfernt.
Pedraforca bedeutet etwa Felsgabel. Der obere Hauptgipfel und, südlich davon, die untere Bergspitze (2.400m) sind weithin sichtbar durch einen tiefen Einschnitt voneinander getrennt.
Ausgangspunkt einer Besteigung ist üblicherweise das östlich des Berges gelegene Refugi Lluis Estasen (1.640m), Anfahrt von Saldes aus.
Eine ungewöhnliche Alternative ist der Zustieg von Westen aus. Aus dem Segre-Tal auf gewundenen Straßen über Tuixen und Josa del Cad (1.431m) Richtung Gosol. Hinter Tuixen kilometerweit über eine staubige Schotterpiste, die aber mit jedem soliden Pkw von Frühjahr bis Herbst bei Trockenheit befahrbar sein sollte.
Zwischen Josa del Cad und Gosol befindet sich ein Rastplatz in der Nähe der befestigten Quelle Terrers (1.635m). Ideale Gelegenheit, die Wasservorräte aufzufüllen. Anstieg nach Osten durch eine Rinne auf eine Anhöhe. Blick auf das Pedraforca Bergmassiv. Über eine Hochebene Richtung Südosten an den Fuß des Bergs. Steiler Aufstieg durch die Felsen. Die Hände werden immer wieder gebraucht. Schließlich wird ein Grat überschritten und auf seiner Rückseite weiter durch Felsen zum Hauptgipfel. Der Berg kann bereits im Mai schneefrei sein.
Zeitbedarf für Auf- und Abstieg: 7 bis 8 Stunden.
© Norbert Pohl