Obgleich die Dolomiten ein dichtes Netz von bewirtschafteten Berghütten überzieht, erfordert die Begehung eines Dolomiten-Höhenwegs die Fähigkeit und Ausrüstung, auch in Höhen oberhalb von 2.000m, Etappen von fünf Stunden Gehzeit und mehr zu bewältigen. Dabei sind Leistungsreserven bei unerwarteten Schwierigkeiten vorzuhalten. Deshalb ist eine entsprechende Vorbereitung unumgänglich.
Die Dolomiten sind ein wasserarmes Hochgebirge - besonders weiter im Süden. Abschnittsweise fehlen Wasserstellen völlig. Somit ist immer ein erheblicher Wasservorrat (1,5 Liter+ pro Tag/Person) mitzuführen.
Auf dem Normalweg des Zweier liegen im Sommer bei gutem Wetter (Ausnahme: die Etappe über einen kleinen Gletscher hinauf zur Marmolada-Scharte) keine für einen trittsicheren, schwindelfreien Bergwanderer unüberwindbaren technischen Hindernisse.
Obwohl viele Orte in Südtirol über Busverbindungen gut erreichbar sind, werden Wanderfreunde doch sehr häufig mit dem Auto anreisen. Dann stellt sich die Parkplatzfrage. Eine Möglichkeit ist sicherlich, zunächst eine Übernachtung im Tal einzuplanen und die Gastgeber zu fragen, ob das Fahrzeug vor dem Haus während der Abwesenheit abgestellt werden kann. Soweit Platz vorhanden ist, wird dies in den meisten Fällen gestattet. Der gewünschte Ausgangspunkt könnte dann per Bus oder Pedes erreicht werden. Vorteil: hohe Sicherheit und keine Bußgelder oder immense Parkgebühren.
Ein entscheidender Faktor für das Gelingen einer Bergtour ist das Wetter.
Wenn schlechtes Wetter herrscht kann jede Wanderung im Hochgebirge zu einem gefährlichen, riskanten Abenteuer werden.
Darum ist eine möglichst genaue Kenntnis über das zu erwartenden Wettergeschehen unverzichtbar.
Die lokale Bevölkerung, ob im Tal oder auf der Berghütte, kennt sich meistens gut aus.
Hier eine zentrale Quelle für die Dolomiten Wettervorhersage:
Wetter Südtirol Provinz Bozen
Eigentlich beginnt der Höhenweg No.2 in Brixen. Doch wer oberhalb dieser Stadt in einem Ort an den Hängen des Plose eine Unterkunft gefunden und vielleicht bereits eine Wanderung im Plose-Gebiet zur Akklimatisierung unternommen hat, könnte auch den mehrmals am Tag fahrenden Linienbus bis zur Endhaltestelle in Innerpalmschoss benutzen (Fahrtzeit von Brixen knapp eine Std).
Von Innerpalmschoss geht es auf einem breiten, bezeichneten Weg hinunter zur Rodelalm mit Einkehrmöglichkeiten (1.860m, 75min). Nun folgt man einige hundert Meter der Bergstrasse Richtung Würzjoch bis man auf einen Pfad rechts aufwärts in den Wald wechselt. Auf diesem hat man bald die Baumgrenze hinter sich und es zieht sich hinauf bis zur Peitlerscharte (2.357m, 3 Std). Weiter zum Kreuzkofeljoch (2.340m) und zur Schlüterhütte (2.297m) bleibt man nahezu auf einer Höhe (3,5 Std).
Bis zum Kreuzjoch (2.293m) als nächstem markanten Zwischenziel bleibt es eine gemütliche Tour. Auf dem Weg zur Forcella Roa (2.617m) wird das Hochgebirgstheater aber erheblich wilder und der Anstieg beschwerlicher (6 Std). Oben auf der Scharte kann man links schon den ersten Teil des Wegverlaufs der Abkürzung über die Forcella Nives (2.740m) ausmachen. Dorthin sind einige leichtere Kletterstellen zu passieren (7 Std). Das abschließende Stück zur Puezhütte (2.475m) ist dann nach einer langen Tagesetappe zum Glück physisch nicht mehr besonders fordernd.
Gesamt: 2.100 Hm, 8,25 Std
Anfang
September kann morgens nach einer klaren Nacht die Temperatur an der Puezhütte
bereits weit unter null Grad liegen. Über die Forcella de Ciampei (2.366m) und die
aussichtsreiche Forcella de Crespeina (2.528m) geht es zur Forcella Cier (2.462m).
Dort hat man einen atemberaubenden Blick in den Felsgarten vor dem Grödner Joch
und hinüber zum Sellastock. An wetterbegünstigten Tagen ziehen vom Pass karawanengleich
die Wanderer hier hinauf. Zwischen den Felstürmen windet sich der ausgetretene Weg
hinunter zum Grödner Joch (2.121m, 3 Std).
Wer ein Klettersteigset mitführt (besonders in den Dolomiten immer ein nützlicher Bestandteil der Ausrüstung) kann nun hinauf zur Pisciadu-Hütte die reizvolle Variante über den Tridentina-Klettersteig absolvieren. Zum Einstieg wird man vom Passo Gardena den 2er Richtung Val Setus nach etwa 40min links abgehend verlassen müssen. In weitem Bogen nach Osten um eine Felswand herum wird nach weiteren 40min die Basis des Eisenwegs erreicht.
Der Tridentina-Steig (mittel, nach Hüsler) ist oft überlaufen und die deshalb beim Klettern manchmal auftretenden Staus bieten Gelegenheit zum Genuss des wunderschönen Panoramas. Im oberen Teil wird man dabei ein kurzes, griff- und trittreiches, doch fast senkrechtes Wandstück überwinden müssen.
Gesamt: 1.300 Hm, 7,5 Std.Von der Pisciadu-Hütte geht es in abwechslungsreicher Wanderung einige Kletterstellen berührend auf das karge, windige Boe-Plateau und zum Rif. Boe (2.871m, 2 Std). Dort hat man den stattlichen Piz Boe (3.151m) mit seinen Kommunikationsanlagen im Blick. Augenfällig heben sich die bei gutem Wetter oft zahlreichen Wanderer über den Südwest-Anstieg gegen den Himmel ab.
Weiter über die enge Pordoi-Scharte (2.829m) auf den panoramareichen Sass de Pordoi (2.950m). Dort mag man den Beinen vielleicht die 700 Hm Abstieg auf den Pordoi-Pass (2.239m) ersparen und die Seilbahn nehmen (4,50 €), besonders wenn als Tagesziel der noch weit entfernte Fedaia-Stausee geplant sein sollte.
Dann in leichter Wanderung hinauf zum Rif. Sass Beccei (2.423m), ebenfalls mit tollem Rundblick (4,5 Std). Im Winter ist diese Hütte auch eine Station auf der fantastischen Umrundung des Sella-Massivs per Ski (Sella Ronda).
Von dort führt der Zweier über einen angenehm leicht zu gehenden Wanderweg auf
der Südseite einer Bergkette entlang (der am Wegesrand liegende Rif. Viel dal Pan
war in diesem Jahr wegen Renovierung geschlossen).
Die Marmolada und ihr geschrumpfter Gletscher türmen sich auf der anderen Talseite
als Blickfang mächtig in den Himmel. Der Abstieg an den Stausee ist dann zum Schluss
noch mal anstrengender. Am Lago Fedaia könnte man zum Schluß darauf kommen, gleich
mit der offenen Stehseilbahn hinauf zum Rif. Pian dei Fiacconi (2.626m) zu fahren.
Die Berghütte ist allerdings nur klein und sehr einfach, doch das Essen gut und
am nächsten Morgen wäre man dann unter den ersten auf der langen Überschreitung
(incl. Klettersteig) der Marmolada. Der Gletscher lässt sich übrigens von der Hütte
kaum mehr erkennen, so weit hat er sich zurückgezogen.
Es soll über den Westgrat-Klettersteig auf den Marmolada-Gipfel gehen. Die Voraussetzungen dafür sind diesmal fast ideal. Stabile Wetterlage herrscht, mit Sonne und nur wenigen Wolken, für die Jahreszeit und die Höhenlage angenehme Temperaturen. Der Weg zum Einstieg führt von der Hütte absteigend über Geröll in westlicher Richtung, bis der Fuß eines Felsvorsprungs erreicht ist. Hinter diesem wendet sich der Weg ansteigend nach Südwesten und bleibt dabei zunächst nahe der Felswand. Langsam entfernt sich der Steig von der Wand und nach Passieren einiger Felsstufen öffnet sich der Blick auf den kleinen, ausgeaperten, sanft geneigten Vernel-Gletscher. Sein Gefälle entspricht in etwa dem eines Anfängerskihangs. Über das Eisfeld zieht eine im Spätsommer oft ausgetretene Spur bis kurz vor den niedrigen Felsaufschwung an der Marmolada-Scharte (2.896m, 100min).
Nordseitig
gelegen können hier die wenigen Tritte und Griffe auch im Sommer vereist sein. Dies
gilt auch für den ersten Abschnitt des Klettersteigs, der oben auf der Scharte links
abzweigt. Der Eisenweg ist mit zahllosen Klammern und Tritten bestens gesichert
und führt oft über glatten, ziemlich steilen Fels. Eine kurze Rinne ist etwas heikel,
da einige Verankerungen des Stahlseils herausgebrochen waren. Am Ende der Ferrata
wird noch ein flaches Eisfeld überschritten und dann steht man auch schon auf dem
ausladenden Gipfel-Plateau der Marmolada (3.343m, 3 Std).
Es ist dies die letzte Woche der Bewirtschaftung der niedrigen Gipfelhütte. Die Besatzung ist gut gelaunt und die Reste der Vorräte werden aufgebracht. Das Gipfelkreuz befindet sich noch einige Schritte weiter östlich und bietet die bessere Rundsicht. An diesem wolkenlosen, sonnigen Traumtag fällt der Abgang vom Gipfel besonders schwer.
Wer auf dem Zweier weiterlaufen möchte, muss nun allerdings wieder über den Westgrat hinunter zur Forcella de la Marmolada. Dort einige Meter über eine Leiter hinab an den Fuß der Felsen und danach über ein Geröllfeld in anhaltend aussichtsreicher Wanderung ins Val de Contrin zum Rif. Contrin (2.074m), mit großem Schankraum und einem separaten Haus für die Unterkünfte.
Gesamt: 2.100 Hm, 8,25 Std, inklusive 2 Std Gipfelrast.
Der Anstieg hinauf zum Passo Cirelle (2.686m, 1,75 Std) ist problemlos und unspektakulär. Dem Pass folgt ein steiles Geröllfeld, auf dem man stellenweise unter Ferseneinsatz kontrolliert abrutschen kann. So wird sein Ende rasch erreicht. Weiter abwärts breitet sich die Alm rund um den modernen, wegen des fast ebenen Fahrwegs zum nahen Passo Pellegrino vielbesuchten Gasthof Fuchiade aus (1.982m, 3 Std).
Wer hier den 2er verlassen möchte, um vielleicht dem Trubel und den rasierten
Skipisten am Passo Pellegrino zu entgehen, könnte vom Rif. Fuchiade aus den Zweier
ein paar Meter zurücklaufen und am ersten Abzweig rechter Hand einen breiten Weg
über eine Alm wählen. Erstes Zwischenziel wäre dabei der idyllisch am Waldrand
gelegene Rif. Flora Alpina (1.800m).
Diese Variante ist allerdings nicht leicht zu finden, denn der zunächst breite Weg
wird immer schmaler bis er ganz ausläuft. Weiter geht es über Stock und Stein quer
durch einen schütteren Wald abwärts. Sie ist keinesfalls kürzer als der Normalweg
über den Pass und außerdem mit Höhenverlust verbunden. Ein Vorzug ist das
gute Essen in diesem Gasthaus mit schöner Terrasse und einem aus einem Baumstumpf
gefertigten, polierten Lehnstuhl, der unerwartet bequem zu einem Sonnenbad einlädt.
Nach der Rast von der Berghütte abwärts zur geschlossenen Rif. Pian di Roccia an
der Pellegrino Passtraße. Einige hundert Meter weiter diese Straße runter
zweigt rechts die schattige, ruhige Via dei Pastori ab. Im Aufstieg zur Forcella
di Pradazzo (2.220m - hier trifft man den Hauptweg wieder) wird dabei der Cavia-Stausee
und dahinter gleichermaßen ein planiertes Skigebiet passiert.
Von der Forcella di Pradazzo führt ein breiter Karrenweg durch baumloses Gelände hinunter zum Passo di Vallès (2.031m) und gleichnamiger Capanna mit gepflegten, modernen Zimmern. Ihre gute Küche wartet mit einer reichhaltigen Speisekarte auf. Deshalb kommen abends zusätzlich viele Speisegäste aus dem Tal hinauf. Ü (im Gemeinschaftsraum) F (Buffet): 14 Euro (Sep-2004).
Gesamt: 2.300 Hm, 8,25 Std.
Diese Etappe ist als erster Teil der Durchquerung der Pala-Gruppe ein Höhepunkt des 2er für alle jene, die bizarre Felsformationen, abwechslungsreiche Wegführung, ständiges Auf und Ab mit vielen, attraktiven Aussichtspunkten lieben.
Der Saumpfad verläuft panoramareich über die Forcella di Venegia (2.217m), auf der Südwestseite der Cima della Venegiota, den Passo di Venegiota (2.303m) querend. Oberhalb des Passo dei Fochet (2.291m), auf der Ostseite des Monte Mulaz, steigt er bis knapp unterhalb des Sasso Arduini (2.582m) an - hier eine Rinne und einige Felsstufen. Dann ist auch schon der Rif. Mulaz im Blick, der auch bald erreicht wird (2.571m, 2,5 Std).
In einem Kar schattig gelegen, wird Anfang September dort morgens bereits der Ofen angeheizt. Dahinter geht es sehr steil in Serpentinen zur Forcella Margherita (2.655m), anschließend hinunter in eine Senke und darauf drahtseilgesichert hoch zum Passo delle Farangole (2.814m). Hierbei ist der erste trittarme Felsaufschwung etwas heikel.
Der Pass ist der Kulminationspunkt dieser Etappe und ein Verweilen wert. Auf der anderen Seite fällt der Steig erneut drahtseilgesichert eine Rinne hinab, bevor ein sich weitendes Geröllfeld absteigend traversiert wird. Nächste Markierung ist die Abzweigung rechts zum Bivacco Brunner (2.290m). Der Hauptweg leitet geradeaus weiter an den Fuß einer Felswand, luftig hoch oberhalb des Comelle-Tals. Einige kurze gesicherte Abschnitte folgen bis sein, stellenweise sandiger Talschluss erreicht wird (2.313m). Den Abschluss dieser wunderbaren Wanderung durch das wilde Steintheater der Pala-Gruppe bildet die Strecke über einen gestuften Felshang auf das kleine Plateau rund um den Rif. Rosetta (2.581m). Großes, viel besuchtes Haus mit Tagesgästen, die von der nahe gelegenen Bergstation der Seilbahn aus San Martino di Castrozza kommen.
Gesamt: 2.1000 Hm, 8 Std.
Auch Teil II und Abschluss der Pala-Durchquerung bietet wieder eine lange Reihe von anregenden Gebirgsbildern bei großartiger Trassenführung. Es beginnt gleich unweit der Berghütte im steilen, kehrengespickten Abstieg Richtung Col della Fede (2.278m), setzt sich fort in der Annäherung an den Passo de Ball (2.443m) - dabei wird ein luftiges, schmales, doch gesichertes, Felsband passiert - und findet den ersten Zwischenhalt an dem super gelegenen Rif. Pradidali mit Tiefblick in das Canali-Tal (2.278m, 2 Std).
Vom der Berghütte wendet sich der Zweier erst mal wieder nach Norden zurück bevor
man westwärts zum Passo delle Lede (2.695m, 3,75 Std) ansteigt. Gewürzt wird diese
Passtrecke von einigen, kurzen Kletterstellen in gut gestuftem, griffigem Fels.
Den Abschluss des Tages bildet der lange Abstieg ins grüne Canali-Tal und der kurze
Gegenanstieg zur Treviso-Berghütte (1.631m). Auf diesem Weg liegt das einladende,
geräumige Bivacco Minazio (2.250m, 4,75 Std, nahebei Gedenktafel und Überreste eines
abgestürzten Flugzeugs).
Der kleine Rif. Treviso liegt idyllisch unter Bäumen nahe des Einstiegs zur Ferrata
del Canalone. Benachbartes Holzhaus bietet Platz für weitere Lager. Die Berghütte
wird im Laufe des Jahres 2004 komplett renoviert und vergrößert. Die Arbeit war
im Sep-2004 noch lange nicht beendet.
Gesamt: 2.500 Hm, 7,5 Std.
Die Wetterprognosen und der Blick zum Himmel drängen zur Eile. Erst auf gut markiertem Weg durch lichten Wald, später einen Schutthang hinauf zur Forcella d’Oltro (2.094m, 1,25 Std). Hinter der Scharte geht es einige Meter recht steil abwärts. Dauerregen setzt ein. Kontrollierter Abstieg auf der Südostseite der Bergkette von Cima d’Oltro und seinen Nachbarn. Einige Felsvorsprünge werden passiert. Das Mis-Tal ist nur schemenhaft zu erkennen. Schließlich absteigend um einige Felstürme herum und hinein in einen Wald bis zu einer Fahrstrasse. Auf dieser nach rechts bis zum Passo Cereda (1.361m).
Gesamt: 1.750 Hm, 3,75 Std.Abbruch der Wanderung über den Höhenweg No.2.
Rückkehr: Gegen 14 Uhr fährt ein Bus hinunter nach Fiera di Primiero. Dort Anschluss über San Martino nach Predazzo. In Predazzo 90min Aufenthalt und Weiterfahrt nach Bozen (Ankunft 19 Uhr). Eine halbe Stunde später geht der Zug das Etschtal hinauf nach Brixen. Kosten: 14,35 Euro. Um 20 Uhr mit dem Taxi vom Bahnhof Bressanone hinauf zu Unterkunft und Autoabstellplatz in Klerant.
Acht Tage Wanderung und dann nur gute 6 Stunden für die Rückfahrt zum Ausgangspunkt. Der ÖPNV in Oberitalien muss an dieser Stelle einmal gelobt werden.
TOTAL: circa 15.500 Hm in knapp 60 Std.
Kartenmaterial:
TABACCO, 1:25.000, Blatt 07 und 022
© Norbert Pohl