KLETTERSTEIGE

Klettersteig Leiter Fernsicht Grundsätzlich gilt für alle Klettersteig-Abenteuer, ob schwer oder leicht: nur bei sicheren Verhältnissen gehen. Hände weg bei Feuchtigkeit, Vereisung, Gewitter, Nebel etc. Keine Gelegenheit auslassen, sich vorab bei den Einheimischen oder den von der Ferrata kommenden Bergfreunden zu informieren. Der Zustand der Klettersteige ändert sich ständig.

Wenn drei Klettersteigler zusammenstehen, gibt es oft vier Meinungen zur Einordnung der Anforderungen einer Führe. Zu unterschiedlich sind die persönlichen Voraussetzungen (Technik, Kraft, Kondition, Erfahrung) oder einfach die Tagesform oder die Umstände, unter denen der Steig angegangen wurde.

Die Bewertung der Klettersteige hier unten beruht nicht auf ihrer Schwierigkeit, sondern allein auf der subjektiven Wahrnehmung des Bergerlebnisses (Anlage, Eindruck, Aussicht, Natürlichkeit).

Zur Beurteilung ihres Schwierigkeitsgrads konsultiere man bitte vorab die gängige Fachliteratur, so z.B. die Klettersteigführer von ROTHER oder BRUCKMANN (Hüsler) etc. Diese Werke sind über die Jahre gewachsen und ihre Herausgeber haben in der Regel große Erfahrung in der Bewertung der Steige.

Doch: Wer sich nichts zutraut, wird auch seinen Horizont nicht erweitern!

Name Umgebung Region Bewertung
Alleghesi Civetta Dolomiten * * * * *
Berti Sorapis Dolomiten * * * *
Béthaz-Bovard Valgrisenche Westalpen - ITA * * *
Bolver-Lugli Pala Dolomiten * * * * *
Canalone Pala Dolomiten * *
Centenario Menaggio Comer See * * * *
Comtes Lascaris Vallèe Roya Westalpen - FRA * * *
Costantini Moiazza Dolomiten * * * * *
Hindelanger Allgäuer Alpen Allgäu * * * *
Marino Guardiano Monte Pelf Dolomiten * * * *
Marmolada Westgrat Marmolada Dolomiten * * * *
Mindelheimer Allgäuer Alpen Allgäu * * *
Pisciadu Sella Dolomiten * * *
Velo Pala Dolomiten * * *
Zacchi Schiara Dolomiten * * * *

Alleghesi:

Prächtiger Steig auf die Civetta (3.220m), einen Parade-Gipfel der Dolomiten. Einfacher Zugang von der Coldai-Hütte (1 Std). Mit 900 Höhenmetern ab Einstieg sehr lang. Gute körperliche Konstitution und Akklimatisation im Vorfeld sorgen für ein großartiges Bergerlebnis. Ohne diese Voraussetzungen kann der Eisenweg zu einem beschwerlichen Kampf gegen die eigene Erschöpfung führen. Mit Tritten und Klammern gesicherte Einstiegswand ausgesetzt. Danach dienen gelegentlich nur noch das Stahlseil und seine Verankerungen als Steighilfen. Unterhalb des Gipfels einige ungesicherte Passagen im 2. Grad. Abstieg ebenfalls steil und stellenweise drahtseilversichert. Aufmerksamkeit fordert besonders der sehr steile, geröllige Hang auf dem Weg vom Gipfel zum im Sommer bewirtschafteten Rif. Torrani.

Gesamt: 2.200 Hm, 8,5 Std.

Berti:

Biwak Slataper

Ausgesprochen starker Abschnitt des Dolomiten-Höhenwegs No.3 durch das verlassene Felstheater der Sorapis-Gruppe. Die Steiganlage ist weit entfernt von den nächsten bewirtschafteten Hütten, Rif. San Marco (1.823m) und Rif. Vandelli (1.928m). Anstrengende Tagesetappe. Höchster Punkt des Wegs liegt auf 2.670m, oberhalb der unwirtlichen, orangefarbenen Blechbüchse genannt Bivacco Slataper. Keine besonderen klettertechnischen Anforderungen. Abstiege und Anstiege wechseln sich ab, teilweise mit Leitern gesichert. Breite Bänder führen luftig entlang hoher Wände. Fast von der gesamten Ferrata aus hat man einen rassigen Tiefblick in das Boite-Tal und nach San Vito di Cadore.

Gesamt: 1.800 Hm, 6 Std.

Béthaz-Bovard:

Wer im Aosta-Tal unterwegs ist und eine Möglichkeit zum Klettern-Light sucht, dürfte mit diesem Eisenweg im benachbarten, ruhigen Valgrisenche-Tal gut bedient sein. Kurzer, schattiger Zustieg, der gleich am Ort Valgrisenche (1.664m) beginnt (1 Std). Die Überwindung des niedrigen Einstiegsfelsens auf 1.950m erfordert Armkraft. Folgender Abschnitt weniger anspruchsvoll, doch teils bewachsen und deshalb bei Feuchtigkeit Rutschgefahr. Danach bei leichtem Höhenverlust kurze Querung auf markiertem Pfad unterhalb einer hohen Wand. Es folgt ein, in diesem Fall partiell wirklich senkrechter, Aufstieg etwa 170 Höhenmeter über eine glatte, sehr ausgesetzte Wand. Dieser Teil ist fast vollständig mit Klammern (Total: 1.850) ausgestattet und verlangt deshalb, vielleicht zum Glück, kein außergewöhnliches klettertechnisches Vermögen, aber Konzentration. Der letzte Teil bis zum Gipfel des Becca dell Aouille (2.670m) ist wieder sanfter geneigt. Insgesamt eine lange Tagesetappe, im Aufstieg etwa 4 Std, im Abstieg 2,5 Std.

Gesamt: 2.000 Hm, 6,5 Std.

Bolver-Lugli:

Eine wunderschöne Ferrata, die durch eine, vom Tal aus betrachtet, scheinbar unüberwindbare, abweisende Wand führt. Ausgangspunkt ist der sich etwas mondän gebende Dolomitenort San Martino di Castrozza (1.450m) am Fuß der Pala-Gruppe. Die Seilbahn hinauf zum Col Verde (1.967m) verkürzt den Zugang zu dieser sehr langen Tagestour. Von ihrer Bergstation ist der markierte Einstieg in etwa einer Stunde erreichbar. Die Ferrata folgt einem Aufstiegsweg des dritten Grads, den der Alpinist Langes Anfang des 20.Jahrhunderts gefunden hat. Mit etwa 700 Höhenmetern bis zum Ausstieg an den 'Due Beppine', zwei markanten Felsnadeln (2.950m), ist sie lang. Doch besondere Armkraft ist an keiner Stelle erforderlich. Wirklich senkrechte Abschnitte fehlen. Viele Trittmöglichkeiten und griffiger Fels erleichtern den Anstieg. Mit der abwechslungsreichen Führung und der immer großartigen Ausblicke ein einziges Vergnügen. Einige Minuten hinter dem Ausstieg findet sich gleich das Bivacco Fiamme Gialle (3.005m). Die Aufstiegszeit (bei etwas Übung und Kondition) beträgt insgesamt weniger als drei Stunden.

Der Rückweg durch das Valle dei Cantoni und über den Passo Bettega (2.670m) ist weit. Dennoch sollte man die Besteigung des höchsten Gipfels der Pala-Gruppe, der Cima della Vezzana (3.192m), eigentlich nicht auslassen, circa eine Stunde vom Biwak. Der Blick von der Bergspitze, eher ein langgezogener Grat, ist wunderbar. Allein in Richtung Südwesten ist die Sicht durch den nur acht Meter niedrigeren Cimon della Pala verstellt. Auf dem Rückweg bleibt kurz hinter dem Passo Bettega die Wahl, ob man zur Seilbahnbergstation Rosetta aufsteigt (kürzer, circa 30 Min) oder zum Col Verde absteigt (mit einer drahtseilgesicherten Stelle, eine gute Stunde entfernt). Dort fährt die letzte Bahn gegen 17:45 Uhr ab.

Gesamt: 2.900 Hm, 7 Std.

Canalone:

Klettersteig Felsen Canalone Im lauschigen, oberen Val Canali, unweit der Treviso-Hütte (1.631m, wurde im Sommer 2004 renoviert) findet sich diese kurze, knackige Mini-Ferrata. Nur wegen des Klettersteigs zu kommen lohnt sich nicht. Zu kurz (nur gut 50 Höhenmeter), Aussicht oben eher bescheiden. Doch wer über den Höhenweg No.2 unterwegs ist oder ohnehin Station auf dem schön gelegenen Rifugio Treviso macht, sollte die Gelegenheit nicht missen, denn der Eisenweg hat es in sich. Er führt stellenweise wirklich vertikal in die Höhe und erfordert einige Armkraft und Klettertechnik. Das Stahlseil zieht sich im Zickzackkurs an der Kante eines Pfeilers hinauf. Einige Stellen sind sparsam mit Tritthilfen versehen. Vom Ausstieg blickt man auf die Terrasse der Berghütte hinunter. Abstieg in weitem Bogen zurück an die Treviso-Hütte und von dort in etwa 90min hinab zum Parkplatz Cant del Gal.

Gesamt: 1.100 Hm, 4 Std.

Centenario:

Auf der Westseite des Comer See in der Nähe von Menággio liegt der Monte Grona (1.736m). Vom Seeufer auf etwa 200m führt eine kurvenreiche Strasse in den Weiler Breglia (749m), Ortsteil von Plesio. Dort lohnt ein Abstecher auf eine Kuppe südöstlich des Orts zur kleinen Kapelle (Santuario della Madonna) mit Terrasse und schönem Ausblick auf den Comer See.

Hinter der Gemeinde folgt man für eine halbe Stunde einem Fahrweg bevor links ein steiler Pfad abzweigt, der durch Gebüsch und niedrigen Wald zum Rif. Menággio (1.400m) leitet. Unweit der Berghütte findet sich der Einstieg zu diesem anspruchsvollen Klettersteig über vier Pfeiler. Gleich am Anfang geht es richtig zur Sache. Ausgerechnet an den schwierigsten Stellen ist das Stahlseil nicht mehr straff gespannt und erschwert zusätzlich den Anstieg. Da man zwischendurch immer wieder absteigen muss zieht sich das Unternehmen in die Länge. Auf dem letzten Abschnitt lehnt sich der Felsen zurück und es wird einfacher. Unvermittelt wird der Gipfel erreicht. Dort steht eine graue Steintafel mit Inschrift. Der Blick reicht weit über den Comer See und im Südwesten lässt sich der Luganer See entdecken.

Gesamt: 2.200 Hm, 7 Std.

Comtes-Lascaris:

Klettersteig Comtes Lascaris Sicherungen Unterwegs in den Seealpen, unweit der Côte d'Azur ist die Auswahl an Sehenswürdigkeiten riesengroß und dabei ist dieser Eisenweg wirklich nicht die erste Wahl. Doch wer über den bizarren Col de Tende (1.871m) mit seinen 48 Spitzkehren (Südseite/Schotter), die sich nur über acht Kilometer und 600 Höhenmeter erstrecken, aus dem Piemont in das schöne Roya-Tal hinunterfährt, könnte in der Kommune Tende Station machen und den Klettersteig 'au passage' mitnehmen. In Tende gibt es eine kleine Gîte d'Etape (Les Carlines) unter netter Leitung. Die Gastgeberin hat einige Zeit in Freiburg verbracht und spricht deutsch.

Unten im Ort beginnt der bezeichnete Pfad zur Kapelle St. Sauveur. Nach wenigen Minuten wird ein Hinweisschild erreicht und kurz darauf findet sich der erste Haltepunkt des Stahlseils. Die gesamte Anlage ist in perfektem Zustand und bietet ein Höchstmaß an Sicherheit. An den ausgesetzten Wandstellen sind überall Trittklammern und manchmal sogar Halteklammern in bequemem Abstand angebracht. Eine lange, sehr luftige Querung an vertikaler Wand mit glattem Fels erfolgt fast ausschließlich über diese Tritthilfen. Extra: zwischen zwei Felsen ist eine weite Hängebrücke gespannt. Zum Schluss noch eine Gratüberschreitung und dann ist es auch schon geschafft.

Gesamt: 700 Hm, 3 Std.

Costantini:

Einer der legendären Eisenwege in den Dolomiten und für jeden ambitionierten Klettersteigler irgendwann ein Ziel. Bis auf die durchgelegenen, an Hängematten erinnernden Lager in der immer vollen Berghütte Carestiato ein - bei gutem Wetter - rundherum perfektes, sinnliches Bergabenteuer.

Doch die über 1.200 Höhenmeter bis zum Moiazza-Gipfel (2.878m) verlangten auch ohne Kletterei bereits eine gute Kondition. Am Drahtseil und über einige, wenn auch kurze, prekäre Stellen, die hohen physischen Aufwand erfordern, wird daraus eine sehr anstrengende Tagesetappe. Passende Vorbereitung und Erfahrung ist der Schlüssel für die sichere Bewältigung dieser Ferrata. Auch im klettertechnisch leichteren Abstieg über die Forcella Nevere vorbei am Bivacco Moiazza werden Konzentrationsreserven gebraucht.

Früh aufgebrochen, profitiert man im Anstieg geraume Zeit vom Schatten zwischen Einstieg (1.865m) und Cima Cattedrale (2.555m). Und wer an der Forcella de Masenade (2.650) denkt, angesichts der nur noch fehlenden 230 Hm bis zum Gipfel, es sei fast alles geschafft, täuscht sich. Ein weiteres knackiges Teilstück ist noch zu überwinden. Ausreichend Trinkwasser mitnehmen, denn erst im unteren Van dei Cantoi kurz vor dem Höhenweg No.1 trifft man wieder auf einen Wasserlauf.

Gesamt: 2.400 Hm, 8 Std.

Hindelanger/ Mindelheimer:

Es trägt Eulen nach Athen, wer die Allgäuer Alpen rund um Oberstdorf und das Kleinwalsertal als hervorragende Wandergegend preist. Viele Bergfreunde waren schon dort und kommen gerne wieder. Deswegen sind sie in der Saison an schönen Tagen ziemlich überlaufen. Trotzdem hier ein Vorschlag für eine große Runde über vier Tage mit zwei Klettersteigen, dem Heilbronner Höhenweg, drei Hüttenübernachtungen, zwei Seilbahnfahrten und ungezählten Kilometern.

Ausgangspunkt dieser Variante ist Mittelberg (1.150m) und sein Wildental. Durch dieses leitet ein bestens markierter Pfad hinauf zur Fiderepaßhütte (2.067m). Besonders das Wegstück hinter der Almhütte mit dem schönen Namen Fluchtalpe ist reizvoll. Gleich hinter der Fiderescharte (2.210m) beginnt der Eisenweg.

Der etwa vier Meter hohe, leicht überhängende Einstiegsfelsen mit seinen Trittklammern soll wohl Unerfahrene abschrecken. Darüber hinaus geht es leichter weiter, wenn auch einige luftige Passagen folgen, die volle Konzentration beanspruchen. Der Kulminationspunkt der Ferrata ist der Nördliche Schafalpenkopf mit gerade einmal 2.320m. Im weiteren Verlauf geht es ständig rauf und runter bis zum Schluss das mächtige Gipfelkreuz auf dem Kemptner Köpfle (2.191m) erreicht wird. In Sichtweite Richtung Rappenalpentalschluss liegt die Mindelheimer Hütte (2.013m). Renoviertes Haus mit guter Küche und deshalb immer gut besucht. Insgesamt ist der Mindelheimer als abwechslungsreicher, bestens gesicherter Gratsteig ein gutes Trainingsgelände zur Vorbereitung auf anspruchsvollere Steiganlagen.

Gesamt: etwa 1.700 Hm, 6,5 Std.

Erstes Zwischenziel hinüber zum Hindelanger könnte das enge, urige Waltenberger Haus (2.084m) werden. Kürzester, gleichwohl sehr langer Weg dahin erstreckt sich über das Rappenalpental (Schwarze Hütte 1.242), die Rappenseehütte (2.091m), den wunderschönen, aussichtsreichen Heilbronner Weg über den Steinschartenkopf (2.615m) und die Socktalscharte (2.446m). Schönere, aber auch längere Variante verläuft von der Mindelheimer Hütte über den Schrofenpass (1.887m) und Mutzentobel zur Rappenseehütte.

Steinschartenkopf Gipfel Gesamt: 2.750 Hm, 9 Std.

Zweites Zwischenziel wäre das geräumige Edmund-Probst-Haus (1.925m). Vom Waltenberger Haus über die Bockkarscharte (2.523m), unterhalb der Mädelegabel entlang, das Mädelejoch (1.974m) passierend, auf die Kemptner Hütte (1.844m) und hinab nach Spielmannsau. Von dort mit dem Sammeltaxi nach Oberstdorf und mit der Seilbahn hinauf zur Berghütte.

Gesamt (per pedes): 2.000 Hm, 6 Std.

Hindelanger Klettersteig Leiter Es lohnt sich heute besonders, früh aufzustehen, zügig zum Nebelhorn (2.224m) aufzusteigen und den Einstieg des Hindelanger zu erreichen, bevor die erste Seilbahn zur Gipfelstation schwebt. Das dort sonst herrschende, hektische Durcheinander wird vermieden, man kann die fantastische Aussicht vom Nebelhorn in Ruhe genießen und ist als einer der ersten auf dem Klettersteig. Die Sicherungen wurden erst kürzlich aufwendig renoviert und könnten nicht besser sein. Besondere klettertechnische Schwierigkeiten sind nicht zu verzeichnen, die meisten vertikalen Passagen werden über hohe Leitern bewältigt. Dennoch sollte man den Hindelanger nicht unterschätzen. Nachlässigkeiten bedingt durch aufkommende Müdigkeit oder fehlende Kondition darf man sich nicht erlauben. Der streckenweise ungesicherte Grat ist an manchen Stellen sehr schmal und erlaubt keinen Fehltritt oder Ausrutscher. Auch wenn der Große Daumen (2.280m) nahe scheint, der Gratweg zieht sich lang hin. Vorteil Hindelanger gg. Mindelheimer: die Aussicht ist eindeutig besser. Das Voralpenland liegt bis zum Horizont ausgestreckt vor dem Kletterer. Nach einem Abstecher auf den Großen Daumen zurück über den Koblatsee zum Edmund-Probst-Haus und mit der Seilbahn zu Tal.

Gesamt (per pedes): 1.000 Hm, 6 Std.

Marino Guardiano:

Auf den wenig besuchten Monte Pelf östlich der Schiara-Gruppe führt diese Ferrata. Ausgangspunkt ist die vom Höhenweg No.1 tangierte Forcella Marmol (2.262m), erreichbar jeweils in langem Zustieg von den Hütten Pian de Fontana (3 Std, kein Eisen) oder 7°Alpini (3 Std, Ferrata Marmol).

Der Einstieg ist nicht leicht zu finden. Die Markierungen sind kaum noch zu erkennen. Er befindet sich nordöstlich etwas oberhalb der Forcella. Die Felsszenerie dort oben ist von steilen Wänden gesäumt und sehr eindrucksvoll. Die ersten Höhenmeter auf diesem Eisenweg sind an beinahe vertikaler Wand ziemlich ausgesetzt und an kurzen Stellen trittarm. Bald lehnt sich die Wand aber deutlich zurück und das Fortkommen wird leichter. Das offenbar erneuerte Stahlseil ist bestens verankert und erlaubt eine sehr gute Eigensicherung. Abschnittsweise sind einige Kletterstellen ungesichert und weiter oben nahe der beiden Gipfel endet der Klettersteig. Ein schmaler Grat leitet fortan über den Westgipfel auf den Ostgipfel (2.502m, 4,5 Std).

Dort befinden sich auch die Gipfelmarkierung und das in einem Kunststoffzylinder befindliche Gipfelbuch. Die Aussicht vom Monte Pelf ist in Richtung Nord, Süd und Ost unverstellt. Besonders der Blick hinab in das Tal der Piave ist beeindruckend. Im Abstieg, immer nahe des Nordabsturzes, zieht der schmale, markierte Steig weiter über den Grat auf und ab bis er sich langsam über stark geneigte Grashänge in einem weiten Linksbogen an den Fuß einer senkrechten Wand begibt. Dort rechtshaltend eine breite Geröllrinne hinab bis zu einem Abzweig. Links zeigt der Wegweiser zur Forcella Caneva, rechts führt der Pfad westwärts zur Forcella Pis Pilon (1.730m). Hinter dieser geht es steil hinab in eine Rinne und danach erst in einem Rechts- dann Linksbogen zur wunderschön gelegenen Berghütte 7°Alpini (1.500m).

Alles in allem ein nur kurzer Steig, der auf einen prachtvollen, einsamen Gipfel führt. Die kolossale Felskulisse und eine attraktive Streckenführung im ungesicherten Abstieg sind weitere Pluspunkte.

Gesamt (Ausgangspunkt Pian de Fontana): 2.200 Hm, 6,75 Std.

Marmolada-Westgrat:

Der höchste Berg der Dolomiten wartet oben auf seinem ausladenden Gipfelplateau mit einer bewirtschafteten Schutzhütte auf. Offen ist diese in der Regel von Ende Juni bis Mitte September. An kalten, windigen Tagen kann man unter ihrem Dach auf dieser langen Tour bei einer warmen Mahlzeit besser regenerieren.

Marmolada Punta Penia Gipfel Schutzhütte

Ob vom Rifugio Contrin (2.016m, 3 Std, am Schluss etwas Eisen) oder von der Schutzhütte Pian dei Fiacconi (2.626m, 2 Std, bei Querung eines flachen Eisfelds), der gefällige Aufstieg über den Höhenweg No. 2 zur Marmolada-Scharte (2.896m) ist von beiden Seiten beschwerlich. Auf der Nordseite der Scharte und kurz hinter dem Einstieg können die Felsen überdies auch im Sommer manchmal vereist sein. Der Eisenweg führt oft über steile, glatte Steinplatten, die mittels langer Klammerreihen und Stifte überwunden werden. Besonders anstrengende Kletterpassagen fehlen. In einer feuchten Rinne war allerdings das Stahlseil aus seiner Verankerung gerissen, was eine effektive Eigensicherung erschwerte. Während der Gratüberschreitung sind die Ausblicke sowohl nach Norden und Süden hin beindruckend.

Gesamt (Fiacconi - Contrin): 2.030 Hm, 6.5 Std.

Pisciadu:

Die allgemeine Unkerei, es sei immer zu viel los an diesem Fixseil, ist berechtigt. OK, es herrschte schönes Wetter, doch an einem gewöhnlichen Dienstag, Anfang September, nachmittags gegen 15 Uhr würde man nicht unbedingt noch mit großem Andrang rechnen. Aber an der Basis des Exner-Turms sammeln sich auch zu dieser späten Zeit einige Bergfreunde ein. Sie haben zunächst reichlich Zeit, die Vorsteiger zu beobachten, die in diesem steilen, aber griffigen und trittfesten Bereich etwas langsamer vorankommen.

Ausgangspunkt für die Eroberung dieses Steigs ist das Grödner Joch (2.121m). Diesen Pass kreuzt der Höhenweg No.2, dem man etwa 45min folgt bis zu einer Weggabelung. Dort nach links etwas absteigen, dann rechts über ein Schuttfeld um einen Felsen herum und schließlich erreicht man nach etwa 100min den Einsteig der Ferrata Tridentina, wie sie auch genannt wird. Der Aufstieg wird nie langweilig, das Panorama allerdings ist etwas eingeschränkt. Am Ausstieg des Exner-Turms muss eine kurze Brücke überschritten werden. Anschließend ist bald das Hochplateau erreicht mit Pisciadu-Hütte (2.586m) und gleichnamigen See. Rückkehr zum Grödner Joch über den Höhenweg No.2.

Gesamt: 1.000 Hm, 5 Std.

Velo:

Eine genussreiche Tagestour durch die wilde Pala-Gruppe von San Martino di Castrozza (1.450m) aus leitet über diesen Eisenweg. Mittagsrast könnte dabei im Rifugio Velo della Madonna (2.358m) eingelegt werden, günstig gelegen auf einem Felsabsatz, mit Blick auf die Cima della Madonna mit ihren zahlreichen Kletterrouten.

Ausgangspunkt in San Martino ist die Colverde Seilbahnstation. Oberhalb von ihr zieht ein befestigter Fahrweg zunächst kurz über eine Alm, später durch den Wald sanft ansteigend nach Süden. Diesem folgt man kontinuierlich etwa eine Stunde bis zu einer markanten Spitzkehre. Dort geradeaus auf dem Wanderweg 721 durch ein Felsentor weiter. Nach einigen Minuten wird ein ausgetrocknetes Flussbett überschritten. Der Pfad gewinnt darauffolgend schnell an Höhe bis man eine vorgelagerte Felsgruppe erreicht. Nun vergnüglich, hoch über dem Tal, zum Teil unter Bäumen, in atemberaubender Wegführung um den Sockel der Cima Val di Roda (2.415m) herum. Bald zeigt sich der Sass Maor und davor, nahe am Rand eines Felsabsturzes, kann die Schutzhütte Velo in einiger Entfernung entdeckt werden. In einem weiten Bogen nähert sich der Weg einer hohen Felsstufe. Während der Hauptweg geradeaus weiterläuft, weist dort am Wandfuß ein Schild nach links in Richtung der kurzen Ferrata de la Vecchia. Diese überwindet unproblematisch (Leiter und Trittstifte), doch luftig diese Felsstufe. Auf dem folgenden Absatz zieht eine mitunter kaum auszumachende Steigspur in einen gerölligen Talkessel. Halblinks weiter oben befindet sich der Übergang (2.460m) zu den Klettersteigen Porton und Gusella. Unvermittelt trifft man auf den von jenem Übergang kommenden Pfad und folgt diesem scharf nach rechts. Im Süden am Rand des Talkessels startet die Ferrata del Velo. Sie verläuft im wesentlichen ohne große Höhendifferenzen bis nahe an die Berghütte, bleibt aber immer abwechslungsreich. Gefordert werden konzentriertes Steigen und sorgfältige Eigensicherung, aber keine besondere Armkraft.

Nach einer verdienten Pause im Rifugio Velo wartet der steile Abstieg über den Normalweg zurück zum Wanderweg 721 noch mit einer gesicherten Passage unterhalb überhängender Felsen auf. Unweit davon wird bald wieder die Wegkreuzung zur Ferrata de la Vecchia erreicht.

Gesamt: 2.300 Hm, 7 Std.

Zacchi:

Zacchi Karabiner Stahlseil Im Schiara/Pelf-Gebiet der längste und interessanteste Klettersteig. So auch die Meinung der Wirtin auf der CAI-Hütte 7°Alpini (1.500m), in grüner Idylle gelegenes Basislager für beide Berggruppen. Knapp eine Stunde davon entfernt befindet sich der Einstieg. Auf den ersten Metern teilen sich die Steige Zacchi und Marmol den Weg.

Die Zacchi zeichnet sich durch eine attraktive Streckenführung aus. Inklusive eines Kamins, nahezu vertikaler Passagen, einer kurzen trittarmen Querung an glatter Wandstelle, Leitern und Klammern. Die Aussicht Richtung Süden ins waldreiche Ardo-Tal und die Piave-Ebene ist fortwährend grandios. Den Abschluss bildet ein schmales, gesichertes Band, das ausgesetzt bis zum Biwak Bernardina führt (2.320m, 3 Std). Ihm gegenüber streckt sich imposant der Gusela-Felsnagel in die Luft.

Die Tour könnte nun fortgesetzt werden:
a) östlich über die Ferrata Berti (Einstieg direkt neben dem Biwak), den Schiara-Gipfel (2.585m), die Marmol-Scharte und den Marmol-Steig zurück zum Rif. 7°Alpini
Gesamt: 2.150 Hm, 7 Std, beste Option

b) westlich über die Forcella Gusela (am Fuß des Felsens), den Pale del Balcon, die Ferrata Sperti und das Biwak Sperti zurück zum Rif. 7°Alpini
Gesamt: 2.300 Hm, 7,5 Std

c) nördlich über die Forcella Gusela hinab ins Vescova-Tal zum Rif. Bianchet (1.245m, über ein kurzes gesichertes Teilstück)
Gesamt: 1.900 Hm, 5 Std


© Norbert Pohl