CAPANNA MARGHERITA, 4.559m, Normalweg

Monte Rosa

Anfang Sep 2002

Die Capanna Margherita (CAI) auf der Signalkuppe ist die höchstgelegene Berghütte in den Alpen. Sie ist im Sommer bewirtschaftet und dort oben werden häufig Forschungsreihen durchgeführt u.a. zur Auswirkung der Höhe auf den Menschen. Die bei guten Verhältnissen technisch relativ geringen Anforderungen im Zustieg und die ‚nur’ 900 Höhenmeter Distanz vom Rifugio Gnifetti machen sie zu einem häufig angepeilten Ziel für Hochtourer.

Zur Gewöhnung an die Höhenluft könnte man vorab beispielsweise einige Tage ins Valgrisenche fahren und dort den Eisenklammer-Klettersteig Piero Béthaz/ Claudio Bovard bewältigen. Mit anschließender weiter Runde unterhalb des Testa del Rutor an der Ruine Scavarda (2.912m) vorbei ist dies eine anregende Tagesetappe.

Alternativ käme auch eine Tagestour von Pila - erreichbar von Aosta über eine kurvenreiche Bergstrasse – vorbei am Lago di Chamole zur Rifugio Alpe Arbole (CAI) in Frage. Kurz vor der Hütte überschreitet man einen Pass auf immerhin 2.641m. Von dort hat man einen tollen Blick auf die Hütte und den nahen Bergsee gleichen Namens.

Bei Hochtouren gewinnt das Wissen über die zu erwartende Wetterlage eine noch größere Bedeutung. Hier die Website für das Wetter an der Capanna Margherita:
Wetter Capanna Margherita

1. Etappe (Tschaval - Rif. Mantova):

Der meistbenutzte Ausgangspunkt für den Aufstieg von Italien aus ist der Ort Tschaval (1.825m) im Val di Gressoney. Dort befindet sich die Talstation der Seilbahn und ein großer Autoparkplatz, der Anfang September häufig nur noch gering frequentiert ist. Die Seilbahn ‚Gabiet’ führt über eine Mittelstation in etwa 2.350m zur Bergstation auf 2.938m, Kosten betrugen 2002 15 Euro für die Fahrt, gleich ob Hin- und/oder Rückfahrt in Anspruch genommen werden.

Capanna Margherita Heiligenschrein Von der Endhaltestelle der Seilbahn geht es in nördlicher Richtung zunächst über den Stolemberg, bevor nach etwa einer Stunde die Skistation Punta Indren erreicht wird. Auf diesem ersten Stück werden relativ unschwierige Felspassagen passiert. Hinter der Punta Indren erstreckt sich der kümmerliche Rest des gleichnamigen Gletschers. Er ist nur leicht geneigt und war in diesem Spätsommer problemlos zu queren. Vor dem Rifugio Citta di Mantova (CAI) geht es am Schluss noch mal eisfrei steil bergan.

Auch an diesem letzten bewirtschafteten Hüttenabend (Samstag, 7-Sep 2002) war die kleine Hütte fast vollständig belegt. Da jeder Quadratmeter ausgenutzt werden muss, ist es in den Räumlichkeiten überall sehr eng. Dagegen ist die Terrasse großzügig angelegt, die sich an zwei Seiten um das Gebäude zieht und einen Blick in das Tal erlaubt. Ein Winterraum ist vorhanden. Halbpension kostete 40 Euro.

Ausweichquartier könnte der 180m höher in Sichtweite gelegene Rifugio Gnifetti (CAI) darstellen. Manche behaupten, die Mantova-Berghütte böte das bessere Abendessen....

2. Etappe (Rif. Mantova - Cap. Margherita - Tschaval):

In dieser Höhe (3.470m) schläft nicht jeder gut, gleich ob ohne/mit Alkoholgenuss am Vorabend. Allen gemeinsam ist vermutlich die Unausgeschlafenheit, wenn die ersten sich schon gegen 3 Uhr am andern Morgen für ihren Aufstieg auf einen der Eisriesen in der Nachbarschaft fertigmachen. Nach einem kargen, italienischen Frühstück geht es hinaus in die Nacht. Neben dem Klimpern der Ausrüstung und einigen gedämpften Stimmen ist wenig zu hören. Die Spannung ist spürbar. Die meisten der hier versammelten Hochtourer sind keine abgeklärten Profis, die jede Woche in dieser Höhe unterwegs sind. Viele fragen sich wohl, ob die Kondition reicht und man die dünne Luft bei der zu erwartenden körperlichen Anstrengung verträgt. Dass sich hier oben jeder auf eigene Gefahr und Verantwortung bewegt und Hilfe im ungünstigsten Fall weit weg ist, dürfte der Mehrheit ebenfalls bewusst sein.

Capanna Margherita Bar Bald zieht sich eine lange Kette tanzender, diffus leuchtender Stirnlampen den gleich an der Mantova-Hütte beginnenden Gletscher hinauf. In einiger Entfernung wird der Rifugio Gnifetti südöstlich passiert. Dann treffen beide Spuren zusammen und es geht beständig ohne starke Neigung nordwärts bergan. Das erste Zwischenziel auf dem Normalweg zur Signalkuppe ist der breite Pass an der Grenze von Italien und der Schweiz (4.248m). Hinter diesem geht es zunächst leicht abwärts, dann ohne großen Höhenunterschied in einem sanften Rechtsbogen unterhalb der Parrot-Spitze und seiner Grate weiter. Erst zum Schluss vor dem Col Gnifetti steigt der Pfad wieder erheblich an und führt nach Westen auf die bereits sichtbare Capanna Margherita zu. Dieser letzte Abschnitt hat es noch mal in sich, da nun die Schritte deutlich kürzer werden. Eine letzte Spitzkehre und dann befindet man sich auf dem Grat vor der Hütte. Vorbei am Hubschrauber-Landeplatz und den Versorgungstanks erreicht man die Treppe zum Ziel...grandioso. Die Lage der Capanna ist kaum zu toppen, der Ausblick in alle Richtungen unverstellt und einen heißen Tee kann man verdientermaßen obendrein bekommen.

Heute schließt die Capanna Margherita, jedoch bleibt ein Winterraum ständig geöffnet. Die Besatzung verbleibt noch einige Tage und bereitet die Hütte auf den langen Winter vor. Dann geht es für sie mit dem Hubschrauber zurück ins Tal.

Rückkehr auf dem gleichen Weg über einen im Laufe des Tages weicher gewordenen Gletscher. Wer früh aufbricht kann auch bei einer längeren Pause auf der Signalkuppe bei Benutzung der Seilbahn am gleichen Tag wieder zurück nach Tschaval gelangen.

Gesamt: 2.700 Hm, 8,5 Std.

Kartenmaterial:
KOMPASS, 1:50.000, Blatt 88.

© Norbert Pohl