Der Busreiseveranstalter NATOURS ist spezialisiert, im Sommer, zu ausgewählten Zielen vorwiegend in Südeuropa, Radreisende mit ihren Drahteseln zu befördern.
Unter anderen wird auch der Zielort Pont du Gard angeboten (Römischer Äquadukt als Teil einer antiken Wasserleitung von Uzès nach Nîmes). Der Fluss Gardon hat dem Départment Gard seinen Namen gegeben.
Verschiedene Zustiegsorte in Deutschland werden angefahren, so auch Köln. Von Frankfurt aus bietet sich die Anreise nach Köln entweder mit dem Rad (für alle mit viel Zeit) oder mit der Bahn an. Da der Bus abends gegen 20.00 Uhr in Köln abfuhr, war dort keine Übernachtung mehr nötig.
Die Räder wurden offen auf das Dach des Busses verladen. Wer einen Ledersattel nutzt, sollte diesen deshalb einpacken. Ermüdende Nachtfahrt mit Ankunft am Pont du Gard am darauffolgenden Vormittag. Die Reisegruppe setzte sich vorwiegend aus Paaren und Individualreisenden zusammen. Doch der Veranstalter offeriert auch organisierte Gruppenreisen.
Frankreich bietet für eine Radreise sehr gute Bedingungen. Außerhalb der großen Städte und ihrer Einzugsgebiete ist das Land im Gegensatz zu Deutschland nur dünn besiedelt und damit auch der motorisierte landgebundene Individualverkehr deutlich geringer. Zudem sind die Distanzen zwischen den Orten mit Unterkunftsmöglichkeiten, Geschäften und Restaurants mitunter ziemlich groß.
Anders als in Süd-Deutschland sind Privatzimmervermieter eher selten. Es gibt drei bedeutende Jugendherbergs-Organisationen mit etwa 240 Häusern. Eine Besonderheit in Frankreich ist das Angebot der Gîte, Häuser oft im Besitz der Gemeinden, die für Übernachtungen mit Selbstversorgung genutzt werden können. Ausstattung und Zustand der Gebäude variieren stark, ebenso Konditionen und Preise. Auf die Gîtes wird in der Regel nicht ausdrücklich hingewiesen, hier hilft nur eine gezielte Nachfrage beim Office du Tourisme, Syndicat d'Initiative oder auf der Mairie (Bürgermeisteramt).
Eine weitere Spezialität sind die Foyers des Jeunes Travailleurs, eigentlich dafür vorgesehen, jungen Berufstätigen oder Berufsanfängern vorübergehend eine preisgünstige Bleibe zu bieten. Sie sind nicht für Durchreisende gedacht und manche regeln die Nutzung über eine Altershöchstgrenze. Doch in den Sommermonaten während der großen Ferien (Juli-August) sind viele Foyers weniger frequentiert. Einige gewähren dann auch Radlern eine Übernachtung.
Im Hochsommer während der großen Schulferien (etwa Ende Jun bis Anfang Sep) ist Frankreich von einem engmaschigen Netz von Campingplätzen überzogen. Neben den vielen klassifizierten Plätzen öffnen dann auch lokale 'Campings municipaux', oft einfache Anlagen auf einem Sportgelände, dessen Sanitäranlagen benutzt werden können. Wenig Komfort, aber meist sehr preisgünstig.
Vom Pont folgt eine Nebenstrasse dem Flusslauf des Gardon durch eine trockene Hügellandschaft, die mit der niedrigen Garrigue bewachsen ist, einem Buschwerk bestehend u.a. aus Thymian, Ginster und Buchsbaum. In einem kleinen Weiler steht am Wegesrand ein Wegweiser mit der Aufschrift ‚Stade’ - handschriftlich ergänzt von einem Schelm durch: C’est vite dit!
Regen beendet die Fahrt in Sauve. Dieser einnehmende, alte Ort liegt an einen Hang gelehnt und bietet schöne Aussichtsplätze. Es gibt dort eine Gîte, die sich in einer alten, massiv gemauerten, kühlen Kaserne befindet und mit großen Räumen und separaten, einfachen Duschen auf dem Gang ausgestattet ist. Preisgünstig. Pfingstwochenende. Weitere Gäste finden sich ein: ein Paar mit ihrem Sohn, eine Gruppe junger Leute, die auf einer Mehrtageswanderung ist.
Nach einer langen Abfahrt in das Tal des L’Herault war eine alte, einsturzgefährdete Brücke unpassierbar. Die Brückenköpfe waren zugemauert und gegen unbefugtes Betreten sogar spitzenbewehrt. Glückliche Fügung. Ein Vater mit seinen Kindern übernahm mit einem kleinen Ruderboot ausnahmsweise den Fährdienst. Das Tal des L’Herault ist wunderschön, doch der restaurierte Ort St. Guilhem-le-Desert sonntags heillos überlaufen.
In seiner Nähe befindet sich außerdem die bekannte Clamouse-Tropfsteinhöhle. Weiter nach Clermont L’Herault und an den Stausee Lac du Salagou. Dieser ist im Hochsommer ein beliebtes Ferienziel mit entsprechender Infrastruktur. Kennzeichnend für den See und seine Umgebung ist das deutlich sichtbare Vorkommen roten Schiefers.
Zuerst auf der Südseite des wenig Wasser vorhaltenden Lac du Salagou auf rauhen Landstraßen. Über den Col de la Merquière (372m) nach Mas Blanc ins Tal der Orb. Hinter Lamalou-les-Bains windet sich dieser Fluss durch eine reizende Schlucht nach Süden. Durch das sehenswerte Roquebrun und das langweilige St.Chinian verläuft die Radreise weiter gegen den Wind über hügelige, trockene Weinberge. Unterkunft in der Gîte von Aigues-Vives (Lebendes Wasser) mit einfachem Abendessen.
Morgens an den Canal du Midi. Ein weicher, milder Wind zieht über das Land. Durch den Cantonsort Lezignan geht es in das kleine, sehenswerte Lagrasse. Die ersten Ausläufer der Pyrenäen werden passiert. Weiter durch das frühlingshaft hellgrüne, traumhafte Tal der Orbieu über wenig befahrene, schmale Straßen. Kräuter und Blüten verströmen ihren Duft. Blühender Ginster sticht ins Auge. Nachmittags über den Col de Redoulade (685m) hinunter in den kleinen Weiler Soulatgé (370m). Übernachtung in der Chambres d’Hôtes ‚La Giraudasse’. Schönes Bürgerhaus in der Ortsmitte mit großen, hohen Räumen. Im Ort befindet sich zudem die Auberge ‘La Soula’ für das leibliche Wohl.
Reichlich gestärkt nach einem opulenten Frühstück – dies ist eher selten in Südfrankreich – ist ein Abstecher zur nahegelegenen Katarer-Ruine ‚Chateau Peyrepertuse’ möglich. Da die ehemalige Burg zum Schutz gegen Angriffe exponiert auf einem Grat in etwa 800m Höhe errichtet wurde, ist die Anfahrt mit dem Rad anstrengend. Auf den letzten 3,5 km ist ein Höhenunterschied von circa 350m zu überwinden. Das macht durchschnittlich 10% Steigung! Vom Parkplatz sind es dann einige weitere Minuten Anstieg zu Fuß über einen steilen, baumbestandenen Pfad bis an den Eingang. Oben angekommen breitet sich das großartige Panorama der Landschaft unter dem Betrachter aus. Von der Steintreppe St.Louis hinauf zur Burg St. Georges im Westteil der Anlage könnte der Tiefblick möglicherweise schwindelerregend werden.
Als weiterer Höhepunkt dieser Etappe wartet noch die Durchfahrt der engen Gorges des Galamus über eine kurvenreiche, in den Fels gehauene Strasse. In St.Paul-de-Fenouillet trifft man dann auf die aus Perpignan kommende, vielbefahrene D117. Über diese schnell nach Axat. Direkt neben der Strasse befindet sich dort am Ufer der Aude ein großer, schattiger Campingplatz mit Gîte. Außerdem gibt es im Ort auch ein Hotel mit Restaurant.
Einen Kilometer hinter Axat zweigt eine ruhige Nebenstrasse von der D117 links in das Rebenty-Tal ab. Auf dieser über 20km fast ohne Autoverkehr bis nach Niort-de-Sault. Dort führt eine asphaltierte, einspurige Strasse (D20) rechts steil den Hang hinauf und nach 11km zum Col de Frères (1.253m). Unterwegs wird ein ausgedehntes Waldgebiet mit Grillplatz durchquert. Oben auf dem Pass wird die über die Sault-Hochebene führende D163 Quillan - Ax-les-Thermes erreicht. Nach der kurzen Abfahrt vom Col des Frères geht es nach wenigen Kilometern wieder bergan zum Col de Marmare (1.361m). Auf diesem biegt rechts ein weiteres schmales Asphaltband ab: die Route des Corniches. Sie führt kurven- und aussichtsreich oberhalb des Tals der Ariège entlang. Ein Abzweig leitet schließlich links steil hinunter nach Verdun und an die Hauptstrasse nach Tarascon (474m). Großer Ort (3.800 Einw.) auf dem Weg von Foix nach Andorra mit mehreren Hotels und Restaurants. Sehenswert ist in der Nähe die Niaux-Grotte mit prähistorischen Zeichnungen.
Zuerst Richtung Vicdessos und anschließend den langen, anstrengenden Anstieg mit bis zu bis 12% Steigung hinauf zum kahlen Port de Lers (1.517m). Drei Kilometer hinter dem Col findet sich ein kleiner Weiher mit Schutzhütte. In schneller Fahrt hinunter nach Massat und durch das bewaldete Tal des Arac entlang der D618 Richtung St. Girons. An einem großen Kreisel - eine häufig vorkommende Spezialität des französischen Straßensystems mit dem Ziel einer Reduzierung der Unfallzahlen - links weg nach Seix. Dort Übernachtung auf dem Campingplatz des Orts in einem einfachen Zimmer, vorgesehen eigentlich für die Unterbringung einer Sommersaisonkraft.
Rückfahrt an die D618 und den oben genannten Kreisel. Dahinter wäre die auf der rechten Seite des Flusses Salat führende, breite Nebenstrasse der Hauptroute vorzuziehen. Sie durchmisst zwar einige unbeleuchtete Tunnel ist aber kaum befahren. Mit dem lebendigen St.Girons wird die drittgrößte Stadt (7.000 Ew) des Départments Ariège (nach Pamiers und Foix) erreicht. Marktplatz (jeden Samstag und jeweils der erste und dritte Montag pro Monat). Mehrere Hotels und Restaurants.
PAUSEDie Stadt Cahors (20.000 Ew, 128m über NN) liegt am Fluss Lot im Quercy und ist Hauptstadt des Départments Lot. Interessant ist dort u.a. die Pont Valentré aus dem 14.Jh. Der Lot mäandert hier tiefeingeschnitten in die Kalkplateaus (Causses) durch eine grüne, besonders im Frühling anregende Mittelgebirgslandschaft. Auf seiner Südseite geht es flussaufwärts über eine Höhenstrasse durch jungen, niedrigen Eichenwald nach Saint-Cirq-Lapopie. Dessen mittelalterliches Ortszentrum wurde fast vollständig restauriert. Souvenirläden, Künstlerateliers und Bars reihen sich aneinander. Von der Burgruine auf einem Felsen hoch über dem Weiler hat man einen wunderbaren Blick auf die Häuser und den Fluss. Weiter nun entlang des Flussufers in das ebenfalls sehenswerte Cajarc mit mehreren Unterkunftsangeboten, so auch einer Gîte.
Weiter entlang des Lot nach Osten. Es ist angenehm zu fahren, da keine großen Höhenunterschiede auftreten. Bei Capdenac-Gare im Départment Aveyron trifft man aber im Lot-Tal auf die stärker befahrene N140. Diese Hauptstrasse verlässt nach etwa 15km zum Glück wieder das Tal der Lot und es bleibt im Anschluss verkehrsarm bis zum kleinen Ort Entraygues (230m) am Zufluss der Truyère. Ganz in der Nähe des Orts befindet sich am Ufer des Lot eine große, moderne Gîte, die einem Kanusportclub zugleich als Basis dient.
Zunächst sanft ansteigend durch die Gorges du Lot nach Estaing mit seinem sehenswerten Ortskern und einem Schloss aus dem 15. Jh. Anschließend ins beidseitig des Lots sich ausbreitende, größere Espalion (5.000 Ew, 343m). Weiter östlich folgt dann im Tal der Lot der Weiler Saint-Come-d’Olt. Dort überquert die D6 den Fluss, verlässt danach den Talboden und erklimmt windungsreich, das kleine Lassouts passierend, den dünnbesiedelten Causse de Sévérac. Über Vimenet an der D64 nach Sévérac mit seinem auf einer Kuppe hoch über der Stadt thronenden Chateau. Sévérac-le-Chateau ist Etappenort an der von Clermont-Ferrand nach Montpellier und ans Mittelmeer führenden, mautfreien Autobahn.
Über den Causse de Sauveterre und durch Massegros nach St. Rome-de-Dolan an den Rand der Gorges du Tarn: Quelle merveille! Beinahe 500m weit hinunter fällt der Blick in die Schlucht. Zu schnell saust man das schmale, serpentinenreiche Asphaltband über 5,5km abwärts nach Les Vignes (420m). Noch Anfang des 20. Jh. waren die heute üppig bewachsenen Steilhänge nahezu kahlgefressen von den großen Schafherden der damals zahlreicheren Landbevölkerung. Durch La Maléne in das populäre St. Enimie mit seinen zahllosen Souvenirläden.
Der Tag endet im beschaulichen, 545m hoch gelegenen Florac. Dort ist im Schloss ein Besuch des Informationszentrums des Nationalparks der Cévennen wertvoll. Eine Multivisionsshow und eine umfangreiche Dokumentation von Fauna und Flora geben Einblick in die Lebenswelt des Gebirges. Ebenso werden alle Aspekte der Nutzung des Parks erläutert. Dazu offeriert Florac seinen Gästen u.a. eine gepflegte, im Zentrum gelegene Gîte communal.
Hinter Florac wartet zunächst ein schwerer Anstieg zum Col de Faisses (1.026m).
Wieder oben auf der Hochebene angekommen, eröffnen sich immer wieder
weitschweifende Blicke über die von Waldinseln besetzte Landschaft. Die Route
trägt den Namen ‚Corniche des Cévennes’ und man kann sich vorstellen, wie
unwirtlich es hier trotz der Südlage im Hochwinter werden dürfte. Nur einige
wenige, scheinbar ausgestorbene Häuseransammlungen werden unterwegs passiert. Zum
Schluss dann die kilometerlange Abfahrt hinunter ins merkwürdig ruhige St.Jean-du-Gard (189m).
Auch dieser Ort mit preiswerter, einfacher Gîte.
Schnell noch mal ans Meer, salzhaltige Luft atmen. Auf dem Weg dorthin gefällt das hübsche Anduze. Auf dem kleinen Mittwochsmarkt in Quissac findet sich ein reichhaltiges Angebot zur Stärkung von Körper und Geist. Promenade im quirligen Lunel. Je näher die Küste rückt, desto stärker wird der Gegenwind. Außerdem nervt der zunehmende Autoverkehr. Kurz vor dem Tagesziel Aigues-Mortes bietet der mitten auf einem Kreisel gelegene Tour Carbonnière eine Plattform, über das hier topfebene Land zu blicken. Der im 12./13. Jh. erbaute rechteckige Ort wird täglich busladungsweise von Tagestouristen gestürmt. Privatzimmermietung möglich.
Einen guten Überblick der Anlage verschafft ein Rundgang über die 1,6km lange, bestens erhaltene Stadtmauer mit sechs Türmen und zehn Eingängen. Einer der Türme (Tour Constance) diente als Verließ, andere wurden zum Lagern von Salz und Schießpulver genutzt. Anders als bei der Gründung der Stadt trifft man heute auf das offene Mittelmeer erst etwa 6km entfernt bei Le Grau-du-Roi. Erreichbar über eine breite schnurgerade Autostrasse durch das Schwemmland der Petit-Rhone.
Am Rande der Camargue führt die Fahrt abwechselnd auf Nebenwegen, dann wieder verkehrsreichen Strassen, durch Salzwiesen, an Seen vorbei, über Kanäle hinweg. Immer wieder sorgsam überwacht von manchem Vogel. Ziel sind Beaucaire und Tarascon, die sich gegenüber liegenden Orte am Ufer der Rhone. Das auf der Westseite gelegene Beaucaire (14.000 Ew) wirkt zunächst optisch einladender, doch da die großen Touristenströme in die benachbarten, attraktiveren Avignon und Arles fließen, verströmen beide Orte die Aura eines vernachlässigten Aschenputtels. In Tarascon ist das gleichnamige Schloss sehenswert.
Nach einen Besuch der Burg von Beaucaire wartet noch die kurze Rückfahrt nach Pont-du-Gard. Abfahrt des Buses nach Einbruch der Dunkelheit gegen 22.00 Uhr. Ankunft in Köln gegen Mittag des Folgetages.
Gesamt: 1.185km
© Norbert Pohl